Dogmen stinken

Ein Werk, die Idee eines Werkes selbst scheint mir eine alte, antike Sache zu sein. Dasselbe gilt für Kontroverse und Bewunderung; alles, was nicht die Künste, sondern den Kommentar der Kultur ausmacht. Dies scheinen mir Salonkonzepte aus einer anderen Zeit zu sein.

Ich höre mir einige Minuten lang Duras' Stimme an und schalte das Radio aus. Selbst sie, deren Talent und Gedanken ich liebe, möchte ich in diesem Moment nicht auf ihre Art und Weise, Bedeutung durch den sensiblen und makellosen Faden ihrer Stimme zu vermitteln. Zu viel vom Stil von France Culture kann auch die Lust auf Kultur töten ... und doch gäbe es im Absoluten vielleicht nichts anderes zu hören. Aber manchmal ist es mühsam ... zwangsläufig mühsam, die referentiellen Ikonen. Und manchmal sogar gegen ihren Willen. Alle Dogmen stinken; glücklicherweise nicht alle Menschen.

Es gibt einen Zirkus in den meisten menschlichen Körperhaltungen, der mir heute unerträglich ist. So weit entfernt von irgendeiner Realität der Natur, die unumgänglich und schrecklich ist. Alles, was gesagt wird, erscheint mir eitler als alles, was nicht gesagt werden sollte.

Manchmal braucht es mehr Distanz zu den Zeitgenossen, um ihre Menschlichkeit hinter dem, was sie tun oder getan haben, ein wenig zu vergessen. Das ist es, was mir an Autoren aus der Zeit vor der Kommunikation und den aufgezeichneten Zeugnissen gefällt. Sie existieren umso mehr, als man sich nie wirklich vorstellen kann, wer sie waren. Das ist oft besser. Nicht immer, nicht systematisch, aber oft. Es vermeidet den Manierismus einer Ästhetik, die zu einer Produktion hinzukommt, die umso schöner und mysteriöser ist, je mehr sie keinen Erzeuger mehr hat.